Die Sage vom Bauerngraben bei Agnesdorf *Reiseführer Harz

v. Ulf Zaspel / Nordhausen / 28.11.2022

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Der Bauerngraben, auch periodischer See oder episodischer See im Südharz ist schon etwas besonderes,  ein See der entsteht und vergeht !  Bei so etwas können nur höhere Mächte Ihre Hand im Spiel haben.  Die Wissenschaft  sagt es wären Karsterscheinungen, aber die Sage weiß es besser.  Hintergrund  ist  die  Wassernixe Agnes, ein  Wesen welches  den  Bauerngraben beseelte und beseelt, denn einst war  der Bauerngraben ein ganz normaler  See  und der Ort Agnesdorf  wurde nach dieser Nixe benannt.  Folgendes trug sich vor undenklichen Zeit - in der Traumzeit - zu:

Nachdem  der Herr die Welt erschaffen hatte ruhte er bekannlich, vorher stellte er jedes Gebirge unter den Schutz eines besonderen Geistes. Im Riesengebirge war dies Rübezahl, doch im Harz  war und ist es der Harzgeist, der  über das schöne Harzgebirge wachet.

Kein Tier und keine Pflanze kann ohne Wasser leben und so sind Quellen und Gewässer von je her heilig.   Seine Töchter betraute der Harzgeist mit der Pflege der Gewässer. Seine Ihm sehr liebe Tochter Agnes mit der Wacht über den Bauerngraben, welcher  vorzeiten ein ganz normaler See war, mit  fast immer gleichen Wasserstand.

Agnes  war eine Wasserfee welche mit der Natur im Einklang lebte, die wenigen Menschen in Ihrer Gegend hatten durch das Wasser ein gutes Auskommen und sie half allen Tieren und Menschen welche in Not gerieten.  Verletzte sich ein Tier so heilte sie es mit Ihrer Zauberkraft und Heilkunst.  Einer Ihrer Heilsprüche  wurde sogar auf geschrieben, es ist der zweite Merseburger Zauberspurch, zur Heilung von Gelenkverletzungen, welcher im Merseburger Dom noch gelesen werden kann und die Wahrheit meiner Erzählung bezeugt.

Jeden Tag bei Sonnenaufgang sass  die Nixe Agnes auf dem hohen Felsen am Südrande des Bauerngrabens.  Bei den ersten güldenen Sonnenstrahlen, kämmte sie Ihr güldenes Haar mit einem güldenen Kamm, manche sagen auch es war ein Kamm von reinem weissen Bergkristall.

So ging  die Zeit ins Land und der Geist des Harzgeistes wachte und wachet über das Harzgebirge bis zum Ende aller Tage !

Einst kam auch der Teufel mit seinen rauhen Spiessgesellen und seiner Hexenbande, auf der Suche nach einer neuen Heimstadt in den Harz.  Der  Harzgeist gestattete Ihnen den Brocken zu bewohnen, mit Bedingnis  die übrigen Bewohner und Geister des Harzes nicht zu stören.  Oben auf dem Brockengipfel war die Teufelsbrut  weit weg von den übrigen Leben im Harz.

Mit der Zeit siedelten sich immer mehr Menschen im und am Harz an und die Zeit kam in Wandel.

Im  Süden des Hargebirges legten die Menschen  die Auen der Zorge und Helme trocken und fingen an sich an zusiedeln.  Hier entstand die güldene Aue, welche wir heute noch als goldene Aue kennen und weiter im Osten die fruchtbare diamantene Aue.  Hier wogte der güldene Weizen und die güldene Gerste im Winde.

 

Die Mensche buken Brote und hatten ein gutes Auskommen.  Mit der Zeit brauten sie Bier und später ein berauschendes Getränkt, manche sagen der Teufel hatte dabei die Hände im Spiel, denn man spricht noch heute vom Teufel Alkohol.

Die Teufelsbande hatte bald heraus bekommen wie gut sich in den Schenken in und um Nordhausen feiern lässt und kamen oft vom Brocken nach Nordhausen geflogen.  Sie zechten in bis tief in die Nacht, doch zur Geisterstunde folgen sie zurück in den Norden und auf den wilden Brocken.  Dabei flogen sie auf Besen und Tischen und manche sogar auf Schweinen.

Einstmals  aber ging die Zecherei zu lange und die Geisterstunde war schon lange vorüber.   Die Sonne schaute schon hinter dem Horizont hervor und schickte Ihre ersten gü......  :-)  Strahlen.

Als der Teufel dies sah, rief er schnell  seine Bande herbei und sie flogen schnell davon.  Doch diesmal lagen sie falsch, sie flogen nicht nach Norden zu Brocken, sondern nach Osten Richtung Sangerhausen, sie waren total verpeilt, wie man heute sagen würde. 

Auf der Höhe des Bauerngrabens bemerkte der Leibhaftige den Irrtum und laut krachend mit einem Feuerschweif hinter sich her ziehend wechselten sie  Ihre Richtung  zum Brocken.  Es hab ein lautes Getöse, als wenn der Himmel zusammen bricht !

Die gute und stille Wassernixe Agnes, die gerade auf dem Felsen saß um ihr Haar zum kämmen, bekam einen riesigen Schreck,  aufschreiend warf sie Ihren Kamm von sich und fiel in das Wasser des Bauerngrabens und tauchte  unter den Grund des Sees, mit sich nahm sie das gesamte Wasser, der See war trocken. 

Die Teufelsbande flog weiter zum Brocken und der Harzgeist erlaubte Ihnen nur noch zu Walpurgis den Brocken zu verlassen, deshalb sieht man nur noch in der wilden Walpurgisnacht Hexen und Teufel im Harz.

Die vielen kleinen Vertiefungen rund um den See aber, die die Wissenschaft für Erdfälle hält, sind in Wirklichkeit Grabungslöcher von Menschen und Geistern  welche den güldenen Kamm der Wassernixe Agnes suchen. Doch nur ein Sonntagskind, mit reinem Herzen, welches den 2. Merseburger Zauberspruch in Originalsprache aufsagen kann, wird den Kamm der Nixe Agnes finden. Hier die erste Worte des Zauberspruches im Original, versucht es:

Phôl ende Wuodan fuorun zi holza.
dû wart demo balderes folon sîn fuoz birenkit....

Phol und Wotan ritten in das Gehölz.
Da wurde dem Balders-Fohlen sein Fuß verrenkt....

Lange war der Bauerngraben  völlig trocken,  doch von Zeit zu Zeit war wieder Wasser im See, dann stieg die Wassernixe Agnes aus ihrem Reich unter dem Seegrund auf und schaute ob wieder Ruhe in Ihren Gefilden herrscht.  Sieht sie laute und lärmende Menschen so steigt sie wieder herab und das Wasser folgt Ihr.

Dies ist also der Grund warum der Bauerngraben trocken fällt -  die Wassernixe Agnes schaut  sich um ob wieder Ruhe herrschet in ihrem Reich.

Ulf Zaspel / Nordhausen /  28.11.2022