Die Sage vom Kohnstein bei Nordhausen
Von Ulf Zaspel / Nordhausen / 8.3.2023 * Alle Rechte vorbehalten !
Der Kohnstein bei Niedersachswerfen und Nordhausen ist allen Anwohnern wohlbekannt. Generationen von fleissigen Bergleuten bauen hier Gips und Anhydrid ab, ein Mineral ohne welches die Bauwirtschaft nicht auskommt. Doch auch in der chemischen Industrie, ist dieser Grundstoff nicht weg zu denken.
Kaum jemand weiss, dass der Name Kohnstein auf die kluge Tochter eines Maurers zurück ging, welche den Nutzen des Berges erkannte. Und dies zu einer Zeit, als fettes Ackerland und Wald Reichtum dar stellten.
Nun hört und lauscht was sich vor vielen Jahren zutrug !
Es begab sich, dass der Herrscher des Südharzes alle sein Getreuen wohl belohnen wollte. So rief er sie auf ein Feld nahe dem heutigen Salzaspring. Und er fragte seine Ritter und Mannen,............
„ Wie kann ich Dir Deine treuen Dienste lohnen – sprich und ich will Dir willfahren“ !
Der Ritter Dankwart bat seinen Herren,...........
„ Gib mir 15 Tagwerk Wald, zum Behufe einer guten und erbaulichen Jagd. Ich will mir dort auch eine Burg erbauen für mich und die Meinen“.
„ So sei es, 15 Tagwerk Wald seien Dein, jetzt und für immer dar“.
Der nächste Ritter bat seinen Herren und 12 Tagwerk Acker, damit er diese bestellen konnte und Weizen und Einkorn anbauen konnte und ein Dorf gründen konnte. Auch diesem Getreuen erfüllte der gnädige Herrscher seinen Wunsch.
Und so kamen nach und nach alle Ritter und alle Edlen an die Reihe und wünschten sich wertvolle Wälder, welche gutes Bauholz versprachen und fette Felder die eine gute Ernte versprachen.
Und der Herrscher belohnte alle in seinem Gefolge reichlich.
Zum Schluss rief er auch seine gemeinen Dienstleute und Bauern und auch diese bekamen in seinen Fluren Wald und Felder übereignet.
Nun kamen die Handwerker an die Reihe wie die Bäcker und Fleischhauer, die Wagner und die Schmiede.
Dann kam die Reihe an Clothilde, die junge Tochter seines verstorbenen Baumeisters. So schön Sie war, so klug war sie auch, denn Ihr Wunsch erschien auf den ersten Blick sehr bescheiden um nicht zu sagen töricht.
„ Mein edler Herr, gib mir diesen Berg zum Geschenke – es ist ein gar lieblicher Platz und der Lieblingsplatz meines verstorbenen Vaters“.
Den Berg und das Stück des Flusses zu seinen Füssen, es war die heutige Zorge.
Der Berg – Ihr ahnt es schon, war der Berg welchen wir heute als Kohnstein kennen. Früher bezeichnete man einen Berg auch als Stein.
Da lachte der Herrscher und sprach..........“ So einen bescheidenen Wunsch hat Du – ich kann Dir Wald und Felder geben und Du willst einen Stein“ ?
Auch die Ritter und Edlen lachten über diesen törichten Wunsch.
Was will sie mit diesen Steinen, dachten diese !
Auch die Handwerker und Bauern lachten, dass Ihnen die Tränen liefen und Alle konnten über den bescheiden wirkenden Wunsch sich nicht beruhigen.
Sei es wie es sei, da es Clothildes Wunsch war, gab ihr der Herrscher den Berg und ein Stück des Flusses zum Geschenk.
Danach verlief sich die Versammlung und die Leute wollten sich über den unsinnigen Wunsch der Clothilde gar nicht wieder beruhigen, doch sie sollten Clothilde schwer unterschätzt haben.
Mit Hilfe Ihrer Brüder begann sie Gruben an zulegen und die wertvollen Mineralien zu fördern. In einfachen Gruben wurde der Gips geröstet und es entstand Branntkalk ohne diesen ist der Bau von Steinhäusern nicht denkbar. Die festeren Steine, verkaufte sie als Bausteine.
Jeder der bauen wollte, kam um Clothilde nicht herum. Die Ritter die Burgen bauen wollten, die Bauern die Gebäude errichten wollten und sogar der König kauften bei Ihr ein.
Zu Füssen des Berges entstand ein Dorf in welchen man die Säcke mit dem Branntkalk niederlegte und weiter verhandelte, daher der Name Niedersachswerfen.
Bald hieß der Berg nur noch Clothildes Stein, später wurde daraus Constein und heute sagte man Kohnstein.
Die Burgen der Ritter sind längst Ruinen, doch der Kohnstein erinnert immer noch an die schlaue Maurerstochter Clothilde, welche klüger war als alle Edelleute.
Ulf Zaspel / Nordhausen / 8.3.2023